Heute Nachmittag ist es kalt. Der eisige Wind pfeift, die Sonne zeigt sich nicht und es gibt gelegentlich Schauer. Zeit ist für Axel Weineck kein Grund, nach der Arbeit auf dem Sofa zu liegen. Vielmehr schnappt sich der Krugsdorfer seine Angelausrüstung, packt sie in den Truck und fährt zum Kiessee im Ort.
„Fischen kann man bei jedem Wetter, auch im Winter“, sagt der 34-Jährige. Obwohl: Wer erfolgreich sein will, muss auf Luftdruck, Wind und Niederschlag achten, ergänzt Weineck, der als Fünfjähriger zusammen mit seinem Cousin und inspiriert von seinem Vater mit dem Angeln begann. Damals waren es Forellen in einem künstlichen Teich in Prenzlau, heute sind es Karpfen, auf die die Krugsdorfer spezialisiert sind.
„Das Angeln hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Viele Karpfenangler haben sich angeschlossen. Der Markt dafür ist ziemlich groß geworden. In den letzten zwei Jahren hat sicher auch Corona damit zu tun“, sagt Weineck und packt am Kiessee zwei seiner bis zu vier Meter langen Ruten aus.
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Nicht nur die fünf Gewässer in und um seinen Heimatort ziehen den Karpfenkenner in seinen Bann. Angeln in den Seen von MV, sowie in Brandenburg oder im Bergsee Bled in Slowenien, der in der Anglerszene sehr bekannt und beliebt ist. Letzteres ist ein außergewöhnliches Gewässer, da dort Exemplare mit einem Gewicht zwischen 15 und 30 Kilogramm gefangen werden können. In den heimischen Gewässern hingegen ist man mit einem Schlauchboot oder einer Barge flexibel unterwegs.
Karpenangeln ist eine Wissenschaft für sich.
Für den Laien ist das Karpfenangeln nach Axel Weineck und anderen eine Wissenschaft für sich. Doch wer diese Schwergewichte der Leiter, des Grases oder des Spiegelkarpfens landen will, muss sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. „Ich fische mit Boilies und Haartackle. Ich habe keine Posen“, erklärt der Krugsdorfer.
Boilies sind speziell hergestellte Köder, die es in verschiedenen Größen und Geschmacksrichtungen gibt. Die Fischleckereien, die manchmal ekelhaft sind, aber auch zum Beispiel nach Karamell riechen, kann man selber machen. Er bekommt sie jedoch in einem Angelladen. Beim Haar-Rig wird ein kleines Stück Schnur (Haar) an den Haken gebunden, um den Köder zu durchstechen.
Ein Echolot und eine Kamera, um das Wasser von unten zu erkunden, gehören ebenso zur Grundausstattung wie Rod Pods und Bissanzeiger. Die Karpfenfutterlöcher am Grund des Sees sind ein gutes Zeichen dafür, dass Tiere regelmäßig hier sind. Die in die Jahre gekommenen einheimischen Wasserriesen hätten nicht nur Pflanzen auf ihrem Speiseplan, sondern auch kleine Krebse oder Muscheln. „Ein Gewässer ohne Karpfen zu finden, ist nahezu unmöglich“, sagt Weineck, dessen bester Schwergewichtsfang 50 Pfund beträgt.
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Karpfen sind sehr intelligente und sensible Tiere, die sehr schnell lernen. Um erfolgreich zu sein, schafft es auch Futterplätze, an denen den Fischen über mehrere Tage immer wieder etwas Leckeres angeboten wird. Jeder Karpfenangler hat seine eigene Methode.
Der Fischer isst selten Fisch.
Kann man auch die beliebte Silvesterparty mit einem Regenwurm landen, wie sich manche Hobbyfischer vorstellen? „Im Prinzip ja, sie werden immer noch als Köder verwendet. Aber ich glaube nicht, dass es dauerhaft erfolgreich sein wird. Das geht meistens nicht“, betont der Krugsdorfer, der kaum Fisch isst. Manchmal gibt es beim Angeln auch einen Hecht oder einen Aal, die werden natürlich auch mitgenommen. Die gefangenen Exemplare gehen eher mit ihren Eltern, Schwiegereltern oder Großeltern in den Topf.
Angeln sei natürlich sein Hobby, sagt der Krugsdorfer. Aber wenn es mit Capture nicht klappt, kein Problem. „Ich bin Fischerkellner und wir genießen die Natur. Es ist einfach schön im Wasser“, erklärt der 34-Jährige, der seiner Partnerin Laura zustimmt, die an dem einen oder anderen Angelausflug teilnimmt. Und weil der Aufenthalt auf dem Wasser erholsam sein soll, gehören ein Zelt als Schlafplatz, ein Kocher, eine tragbare Kühlbox und vieles mehr dazu.
Daher ist ein gutes Essen am Wasser kein Problem. Dank der umfangreichen Ausstattung lässt sich die Boulette mit gemischtem Gemüse und Kartoffeln zum Beispiel in ein Gericht am Wasser verwandeln. Vorher wird der Angelplatz aber immer gereinigt, wenn noch was von den Vorgängern übrig ist, sagt Axel Weineck.
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Quelle: www.nordkurier.de