Der Schutz von Korallen vor steigenden Temperaturen ist wichtiger denn je, sagt er Kate Quigley des Australian National Institute of Marine Sciences. Gegenüber science.ORF.at erklärt sie: „Aktuell sterben überall auf der Welt Korallen ab, ein Problem, das sich in den letzten Jahren immer mehr verschärft hat.“
Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Korallen dürften derzeit das prominenteste aller Riffe sein Great Barrier Reef in Australien können Sie es hautnah erleben. Aufgrund der für März zu hohen Temperaturen ist es erneut mit einer ernsthaften Korallenbleiche konfrontiert. Wenn sich die Bedingungen dort nicht bald verbessern, könnten viele der ohnehin schon geschwächten Korallenpopulationen sterben.
Genetik als Schlüssel zur Hitzeresistenz
Korallenbleiche ist das Bleichen bunter Korallen. Laut dem Meeresforscher ist der Temperaturanstieg die Hauptursache für dieses Phänomen. Sobald es den Nesseltieren zu heiß wird, werden sie die Algen los, mit denen sie leben. Die Algen sind nicht nur für die Farbe der Korallen verantwortlich, sondern versorgen die Tiere auch mit lebenswichtigen Nährstoffen und Sauerstoff. Ohne die Algen sterben viele Korallen bald ab.
Zusammen mit dem Meeresbiologen Madeleine van Oppen Also suchte Quigley nach einer Möglichkeit, Riffe allgemein hitzebeständiger zu machen und zukünftiges Korallenbleichen so weit wie möglich zu verhindern. Das Genom bestimmter Korallen birgt den Schlüssel, wie Forscher in einer aktuellen Studie formulierten. lernen in der Zeitschrift „Natur“.
Nachkommen erben Hitzetoleranz.
„Einige Korallen leben in wärmeren Gewässern, andere in kühleren Gewässern“, sagt Quigley. Forscher haben daher versucht, durch gezielte Züchtung die hitzebeständigen Eigenschaften mancher Exemplare auf jene Korallen zu übertragen, die es eigentlich lieber kühler haben.
In Laborexperimenten kreuzten die Forscher Exemplare der Korallenart Acropora tenuis, die umgangssprachlich als kleinpolypige Steinkoralle bezeichnet wird. Quigley: „Wir haben uns für diese Art entschieden, weil sie an vielen Korallenriffen vorkommt, relativ robust ist und auch allgemein sehr gut erforscht ist.“
Im Rahmen von Laboruntersuchungen ist es Meeresbiologen gelungen, Korallen so zu züchten, dass ihre Jungen höheren Temperaturen standhalten. So können speziell gezüchtete Korallennachkommen bis zu drei Grad Celsius wärmerem Wasser standhalten. Wie gut er aber tatsächlich auf Temperaturen reagiert, hängt davon ab, wie sehr seine Eltern mit der Hitze zu kämpfen haben und wie stark die Temperaturen in der jeweiligen Umgebung schwanken.
Satellitendaten und maschinelles Lernen
Meeresforscher wollten außerdem herausfinden, wie weit hitzebeständige Korallen bereits am Great Barrier Reef verbreitet sind. Es ist in der Praxis nicht möglich, das Riff nach solchen Exemplaren abzusuchen. „Mit einer Fläche größer als Italien ist es dafür zu groß“, erklärt Quigley.
Daher nutzten die Forscher Satellitendaten vom Riff, maschinelle Lernverfahren und Daten aus Experimenten im Labor, um ein Modell zu entwickeln. Darin zeigen sie, wo die Bedingungen theoretisch hitzebeständigere Korallenexemplare zulassen. Das Ergebnis: Etwa 7,5 Prozent der Riffe, die zum Great Barrier Reef gehören, könnten diese Korallenart bereits beherbergen. Der Prozentsatz klingt nicht nach viel, aber angesichts der Größe des Great Barrier Reef sind es mehrere hundert Riffe, sagt Quigley.
Zum Schutz bestehender und geschwächter Riffe
Die Ergebnisse australischer Meeresbiologen zeigen, welche Teile des Great Barrier Reef derzeit besonders geschützt werden sollten, damit sich Korallen weiter an steigende Temperaturen anpassen können. Darüber hinaus könnten die hitzebeständigeren Korallen auch dazu verwendet werden, bereits geschwächte Riffe wiederzubeleben, indem man sie entweder dort anpflanzt oder lokale Korallen mit den robusteren Exemplaren züchtet.
In Zukunft möchten die Forscher besser verstehen, wie Korallen außerhalb des Great Barrier Reef möglicherweise widerstandsfähiger gegen Hitze werden. Mit zusätzlicher Forschung auf diesem Gebiet ist es laut Quigley wahrscheinlich, dass die australischen Ergebnisse bald auf andere Länder und andere Korallenarten extrapoliert werden könnten. Auf diese Weise könnten Korallenriffe auf der ganzen Welt künftig besser vor den Folgen der Erderwärmung geschützt werden. Quigley fordert die Verantwortlichen außerdem auf, dem Schutz der Korallenriffe weltweit mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Quelle: science.orf.at