Doch dann, am 24. Februar 2022, marschierte die Russische Föderation in der Ukraine ein, die auch als Kornkammer Europas bekannt ist. Es wurden Dynamiken in Gang gesetzt, die scheinbar dem Markt und der Politik entgehen. So wurde deutlich, wie abhängig die europäische Wirtschaft von Futter- und Lebensmittelimporten ist und wie verwundbar und anfällig das globalisierte System der Handelsbeziehungen ist.
Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler Als er vergangene Woche das Strategiepapier „Landwirtschaft 2030“ vorstellte, ging er auch auf diese Themen ein, wenn auch nur in wenigen Sätzen. Der Provinzrat erklärte, dass es plötzlich europaweit den Ruf gebe, so viel und so schnell wie möglich zu produzieren. Gleichzeitig wies er auf den Preisdruck hin, der die Milchindustrie in enorme Schwierigkeiten gebracht habe. Ziel ist es jedoch, die Landwirtschaft ökologischer zu gestalten.
Allerdings scheint sich die Lage zu verschärfen: Weizen sei derzeit auf dem Weltmarkt fast doppelt so teuer wie noch Anfang des Jahres, und Mais sei nicht viel besser, betont er. Herbert Dorfmann. In seiner jüngsten Sendung weist der Europaabgeordnete darauf hin, dass der Ukraine-Konflikt sich auch auf die Futtermittelpreise auswirkt, die Landwirte und letztlich auch die Verbraucher belastet.
Bei einem Austausch zwischen dem EU-Agrarausschuss, in dem Dorfmann als Koordinator fungierte, und dem Landwirtschaftsminister der Ukraine, Roman Leshchenko, wurde die aktuelle landwirtschaftliche Situation in der Ukraine diskutiert. Das Gespräch mit dem ukrainischen Minister habe ihn, so Dorfmann, sehr bewegt. Das ukrainische Landwirtschaftsministerium versuche, die Geschicke des Landes „aus einem Bunker“ zu lenken. Dies ermutigte europäische Partner, ukrainische Landwirte beispielsweise in Form von Saatgut zu unterstützen.
EU-Aktionsplan für Lebensmittelsicherheit
Angesichts des Krieges wurde am Mittwoch (23. März) im Europäischen Parlament ein dringender EU-Aktionsplan zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit innerhalb und außerhalb der Europäischen Union vorgestellt. „Wir verfolgen mit diesem Aktionsplan ein klares Ziel: Wir müssen den europäischen Landwirten dabei helfen, möglichst viele Lebensmittel anzubauen“, sagt Herbert Dorfmann zur neuen Strategie. Kurzfristig soll ein Förderpaket von 500 Millionen Euro bereitgestellt werden, das kann aber nur ein erster Schritt sein. Um eine Lebensmittelpreisspirale zu stoppen, könnte viel mehr Geld nötig sein, sagt Dorfmann, der feststellt, dass die Folgen für die weltweite Lebensmittelversorgung noch nicht ganz absehbar seien. Das gilt vor allem für jene Länder, die seit jeher einen großen Teil ihres Getreides aus der Ukraine beziehen, wie die Länder Nordafrikas, Ägypten und Algerien. Außerdem stammt die Hälfte des Weizens, der im Rahmen des Welternährungsprogramms verteilt wird, aus der Ukraine.
Nicht nur aus der Ukraine, sondern auch aus Russland gibt es derzeit keinen Weizen mehr.
Die Ukraine exportiert hauptsächlich Getreide und Öl. Mit fast der Hälfte der weltweiten Produktion von Sonnenblumenöl ist die Ukraine der größte Produzent und auch ein wichtiger Lieferant von gentechnikfreien Sojabohnen. Die EU importiert auch viele Hühner und Eier aus der Ukraine. Ein Fünftel des weltweit angebauten Weizens kommt aus Russland und es liefert auch ein Fünftel des produzierten Sonnenblumenöls. „Nicht nur aus der Ukraine, auch aus Russland gibt es derzeit keinen Weizen mehr“, sagt Dorfmann. Die Häfen am Schwarzen Meer, wohin der Großteil dieses Weizens verschifft wird, sind derzeit nicht zugänglich. Deshalb müsse alles getan werden, damit Landwirte in der Ukraine dieses Jahr zumindest teilweise produzieren können, sagte Dorfmann, der in seiner Rede im Plenum des EU-Parlaments einen Aktionsplan für Ernährungssicherung in Europa und in der Welt forderte. Prüfen Sie Produkt für Produkt, wo es zu Engpässen kommen kann und welche alternativen Lieferanten zur Verfügung stehen. „Wir finden heraus, wo wir als EU Reserven haben und welche Länder produzieren können“, erklärt der Europaabgeordnete, der betont, dass in diesem Jahr alle Gebiete Europas für die Lebensmittelproduktion genutzt werden müssen. „Da kann nichts geschlossen werden.
Da kann nichts geschlossen werden.
Denn zum ersten Mal seit vielen Jahren kommt das Thema Ernährungssicherheit wieder auf den Tisch. In manchen Debatten der letzten Jahre haben wir vergessen, dass die Hauptaufgabe der Landwirtschaft darin besteht, Nahrung für die Menschen zu produzieren“, betont Dorfmann. Nachhaltigkeit ist notwendig, muss aber mit dem unantastbaren Ziel der Ernährungssouveränität in Einklang gebracht werden. „Das ist mir klar : Solange diese Ausnahmesituation andauert, müssen alle Rechtsvorschriften, die das Niveau der Lebensmittelproduktion direkt oder möglicherweise reduzieren, verschoben werden. Um die Produktion anzukurbeln, plant die Kommission, die Bewirtschaftung von Brachland vorübergehend zuzulassen“, was auf die Förderung der Biodiversität abzielen soll.
Auf Wunsch von Salto.bz Herbert Dorfmann berichtete, dass Südtirol von solchen Maßnahmen nur in geringem Umfang betroffen sei, da auf den zur Verfügung stehenden Flächen relativ wenig Getreide oder Futterpflanzen angebaut würden.
Quelle: www.salto.bz