Das dreiteilige Ölgemälde auf Holz des Künstlerduos ist bei der Berliner Galerie Hetzler zu haben.
(Foto: Def-Bild)
Paris Aufgrund der herrschenden Unsicherheit wegen des Krieges in der Ukraine sowie der noch anhaltenden Coronapandemie erwarteten Marktbeobachter eine verbesserte Offerte bei den drei Kunst- und Designmessen, die in dieser Woche in Paris stattfinden.
Sie werden nicht enttäuscht, denn effektiv konstatiert man generell ein besseres Niveau. Besonders auf der 24. Art Paris, während auf der 24. PAD Paris (Pavillon des Arts et du Design) Eine Umorientierung zum Design der letzten hundert Jahre zu erkennen ist. Und die in London gegründete, auf afrikanische Kunst spezialisierte kleine Messe 1:54 Paris füllt zum zweiten Mal die Säle des Auktionshauses Christie’s Paris. Diesmal mit 23 Teilnehmern.
Einen erwarteten Auftakt gab es am 6. April, dem VIP-Tag der zu den Zeitgenossen tendierenden Art Paris, wo nur eine Handvoll Moderne-Galerien ausstellen. Museumsdirektoren, Kuratoren, Kunstberater und Sammler füllen die engen Gänge zwischen den 130 Kojen des Grand Palais Ephemère.
Die ursprünglich gegen die Fiac gegründete Art Paris gibt sich hauptsächlich französisch. Was spannend wird im internationalen Kontext mit der kommenden Messe „Paris +, by Art Basel“, welche die Fiac ersetzen WIRD.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail zugestellt werden.
Nur 37 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland. Aber sie zählen zu den interessanten Zeitgenossen-Galerien, wie die Brüsseler Galerie Maruani Mercier. Oder der seit 24 Jahren an dieser Messe teilnehmende Wiener Galerist Ernst Hilger; auf einem anderen Niveau die Galerie Tanit (München und Beirut).
Maruani Mercier meldete unter anderem den Verkauf eines Gemäldes des in Accra (Ghana) geborenen Cornelius Annor, das ein australisches Museum erwarb. Die kleine Wand-Bronze von Gavin Turk in Form einer Banane, „Giraffe“, genannt, ist eine humorvolle Referenz an Maurizio Cattelans Londoner Messegag, als der italienische Provokateur eine echte Banane an die Wand des Standes von Emmanuel Perrotin klebte.
Das Interieur mit Lémuren aus dem Jahr 1969 bietet Loevenbruck an.
(Foto: F. Gousset ADAGP, Paris)
Ernst Hilger wartet auf mit der Skulptur einer nackten Schönheit auf High Heels des Pop-Künstlers Allen Jones, die pausenlos fotografiert wird. „A Muse“ von 2016 soll 200.000 Euro kosten. Große Bewunderung genießt der Stand des über 90 Jahre alten Claude Bernard, der – immer noch persönlich anwesend und sein Wissen vermittelt – diesmal Sheila Hicks zeigt, ergänzt von kleinen Aquarellen von Julius Bissier aus den 1920er Jahren, der die Amerikanerin stark beeinflusste.
Positiv möchte Messedirektor Guillaume Piens die Welt mit seinem ökologisch korrekten Recycling der Messeausstattung beeinflussen. Überdies bat er den ausgewählten Direktor des Museums im Centre Pompidou, Alfred Pacquement, zwanzig französische Künstler verschiedener Generationen, ausgewählt, deren Thema die Natur bzw. die Naturwissenschaften sind, von der Landschaft über Tiere bis hin zu Blumen. Wobei besonders die Gemälde von Gilles Aillaud (1928–2005) mit ihrer subtil-präzisen Farbgebung die Betrachter am Stand von Hervé Loevenbruck (Paris) anlocken.
Galeristen gleichzeitig auf der Afrika-Messe
Die aus Karton geschnitzten Mini-Landschaften der Eva Jospin (Galerie Suzanne Tarasiève, Paris) Kunstkenner müssen ebenso wahrnehmen, wie die Gemälde des Duos Tursic & Mille, von dem die Galerie Max Hetzler (Berlin, Paris, London) eine „Blue Landscape“ anbietet.
Mehrere mutige Galeristen stellen sowohl auf der Art Paris als auch auf der Afrika-Messe 1:54 Paris aus: beginnend mit Alain Magnin, dem Vater der zeitgenössischen Kunst Afrikas. Er brachte sie seit den 1980er Jahren nach Europa. Jetzt wartet er mit einer Recycle-Kanister-Installation von Romuald Hazoumè auf.
Der Pionier Alain Magnin
Carole Kvasnevski zeigt auf der Art Paris Fotos und Gemälde der kämpferischen Südafrikanerin Zanele Muholi, auf der 1:54 Paris den traditionellen Justin Ebanda aus Kamerun.
Die klassische afrikanische Tribal Art bietet zwei Pariser Händler dagegen auf der Designmesse PAD Paris: Julien Flak zeigt Skulpturen und Masken vor farbigem Hintergrund, wogegen Lucas Ratton für seine erlesenen Masken ein Art-Deco-Ambiente privilegiert.
Da der PAD Paris wegen der Covid-Pandemie zwei Mal ausfällt, war die Neuorientierung zum Design flexibel möglich. Die weltbesten Galeristen wie Philippe Jousse, Jacques Lacoste, François Laffanour oder Marcilhac (alle Paris) gestalten luxuriöse Interieurs, Dumonteil, Gastou, Dutko, Kreo, Alain Marcelpoil folgen mit erlesenem Mobiliar, während die auf Glaskreationen spezialisierte Clara Scremini seit 44 Jahren formschöne, farbige Objekte findet.
Bei der PAD stellen auch Händler ohne fixe Galerie aus. So entdeckt man am Stand von Maison Parisienne die verschlungenen Holzkonsolen von Pierre Renart (von 13.000 bis 20.000 Euro). Der italienische Designer Achille Salvagni präsentiert seine kostbaren Möbelstücke am selbst gemieteten Stand.
Carpenters Workshop (Paris, New York) überlässt dem blutjungen Designer Martin Laforet seinen großen Stand für dessen zartfarbige Stühle aus Beton. Wogegen der Bildhauer Bernar Venet für die französische Galerie Philippe Gravier diverses Mobiliar aus dunklem Stahl herstellte. Fazit: An diesem Kunst-Wochenende lohnt sich eine Reise nach Paris.
Mehr: Kunstmesse: Art Düsseldorf: Ein Hybrid trotzt den Krisen
Quelle: www.handelsblatt.com