Zu diesen rein ökonomischen Kosten kommt ein Faktor, den man nicht berechnen kann, nämlich der Verlust an politischem Kapital Deutschlands gerade in Mittel- und Osteuropa, sollte sich die Bundesregierung trotz Fortführung des Krieges noch lange weigern, die Gasimporte auch kurzfristig deutlich zurückfahren. Die Regierungen der Ukraine, aber auch des Baltikums und Polens drängen die Deutschen schon lange, diesen Schritt zu gehen. Eine weiterhin so beharrliche Weigerung mit – angesichts der humanitären Katastrophe in der Ukraine – relativ kleinkarierten wirtschaftlichen Argumenten würde die Reputation Deutschlands und die Glaubwürdigkeit seiner ständigen Betonung der Bedeutung der Menschenrechte im internationalen Handel und Kapitalverkehr eher reduzieren. Welches Preisschild eine solche Entwicklung hat, ist nicht vorherzusagen. Aber man kann davon ausgehen, dass der Reputations- und Glaubwürdigkeitsverlust massiv sein wird.
Quelle: www.wiwo.de