2021 war kein gutes Jahr für Lachsfischer in Norwegen. Schlimmer noch, es war das schlechteste Lachsjahr in der jüngeren Geschichte. Anglerinnen und Angler fingen deutlich weniger Lachse als in den Vorjahren. Und während atlantische Lachse seltener werden, machen pazifische rosa Lachse einen wachsenden Anteil des Fangs aus. Die norwegische Umweltbehörde ist besorgt über die Zahlen zum Lachsfang.
Die Lachsfischerei brach um 40 Prozent ein
Insgesamt beläuft sich die Lachsmenge aus norwegischen Flüssen auf 289 Tonnen. Das ist deutlich weniger als die 427 Tonnen des Vorjahres. Weitere 98 Tonnen kommen durch stationäre Fanggeräte wie Netze hinzu. Deutlich weniger, nämlich nur 0,2 Tonnen, kommen durch die Seefischerei hinzu.
An dieser Stelle ist es besonders wichtig, sich den aus den Flüssen entnommenen Lachs anzusehen. Hier werden die Zahlen kritisch. Die Gesamtzahl der im vergangenen Jahr in norwegischen Flüssen gefangenen und getöteten Lachse betrug 56.900 oder 197 Tonnen Gewicht. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fänge um rund 40 Prozent zurückgegangen. Besonders deutlich wurde dies in der Region Troms og Finnmark, die sich im nördlichsten Teil des Landes befindet. Dort gingen die Fänge im Vergleich zu 2020 um 46 Prozent zurück. Insgesamt wurden in der Finnmark 13.600 Lachse gefangen.
Bild: Norwegische Umweltagentur
Statistiken über den Lachsfang in Norwegen. Die Fangmengen sind seit Jahren rückläufig.
(gepunktete Linie: Flüsse; gestrichelte Linie: Seen; durchgezogen: Gesamtfänge)
Die Einschränkung des Lachsfangs war notwendig
Dieser deutliche Rückgang kann nicht allein dadurch erklärt werden, dass 2021 strengere Vorschriften für den Lachsfang in Norwegen galten. Ellen Hambro, Direktorin der norwegischen Umweltbehörde, erklärte das Phänomen vor allem damit, dass weniger Lachse die Zeit im Meer überleben und deshalb nicht in die Flüsse zurückkehren. (Lachs ist ein Wanderfisch, der zum Laichen ins Süßwasser wandert.) „Das beunruhigt uns und zeigt, dass die Reduzierung der Fischerei im Jahr 2021 notwendig war“, sagte Hambro. Nun gilt es zu evaluieren, ob diese Verschärfung der Entnahmeregeln in der Lachsfischerei ausreichte.
Doppelt so viele Fänge: Rosa Lachs deutlich auf dem Vormarsch
Da die Norweger jedoch immer weniger Lachse fangen, nimmt ein naher Verwandter in den Flüssen des Landes zu. Pazifischer rosa Lachs ist mittlerweile in Norwegen so weit verbreitet, dass er droht, den einheimischen Atlantischen Lachs zu verdrängen. Dies spiegelt sich auch in den Fangzahlen wider, die für sich sprechen. Den 56.700 einheimischen Lachsen stehen 111.700 rosa Lachse gegenüber, fast doppelt so viele. Verglichen mit der Gesamtzahl aller gefangenen Salmoniden sind 57 Prozent sogar mehr als jeder zweite Fisch einen rosa Lachs fängt. In den drei Flüssen mit den meisten Fängen (Vesterelva in Nesseby, Neidenelva und Munkelelva) wurden fast ausschließlich rosa Lachse gefangen.

Bild: A. Pawlitzki
Vor Norwegen werden immer mehr rosa Lachse gesichtet. Männliche Fische entwickeln während der Laichzeit einen riesigen Buckel, daher der Name.
Die Region Troms og Finnmark zeichnet sich hier auch durch ihre Nähe zur russischen Küste aus, von wo aus der Fisch nach Norwegen gelangt. Keine andere Provinz meldet mehr Lachsfischen auf rosa Lachs, aber der Wanderfisch breitet sich auch im Rest des Landes aus.
In Norwegen gibt es gute Gründe zu befürchten, dass der rosa Lachs den einheimischen Lachs verdrängen wird. Das macht auch ein Rückblick auf die vergangenen Jahre deutlich. Die ersten Berichte über in Norwegen gefangene rosa Lachse stammen aus dem Jahr 2019, als es noch 13.900 waren. In nur zwei Jahren ist diese Zahl um fast 700 Prozent gestiegen. Fischer werden ermutigt, den von ihnen gefangenen rosa Lachs zu nehmen – der invasive Fisch ist in Norwegen nicht willkommen. Die ersten Rosa Lachse haben sich übrigens auch schon in deutschen Gewässern, wie der Krückau in Schleswig-Holstein, ausgebreitet. Gefangennahmeberichte bleiben jedoch Einzelfälle.
Besorgt über Lachs seit Jahrzehnten
Nicht nur in Norwegen, sondern in ganz Europa gibt es seit Jahrzehnten Bedenken um den Atlantischen Lachs. Bereits in der ersten Ausgabe des BLINKER 1969 machte man sich Sorgen um das Schicksal von „Salmo Salar“. Von rosa Lachs war damals keine Rede, aber UDN-Fischkrankheit (ulzerative dermale Nekrose, eitrige Gangrän der Haut) und Überfischung spielten eine zentrale Rolle. Hier können Sie die erste Ausgabe kostenlos als PDF herunterladen.
Quelle: www.blinker.de