Fischer weisen seit Jahren darauf hin, dass Wasserkraft viele Fische tötet. Turbinen verursachen oft tödliche Verletzungen. Dass dies kein geringer Anteil ist, haben Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin nun nachgewiesen. Sie haben Daten von mehr als 275.000 Fischen und 75 Fischarten ausgewertet, und das Ergebnis ist niederschmetternd. Demnach stirbt jeder fünfte Fisch, der die Turbine eines Wasserkraftwerks passiert.
Wasserkraft hat in Deutschland nur einen geringen Anteil
Wasserkraft hat auf den ersten Blick eine grüne Bilanz. Kraftwerke erzeugen ihre Energie aus rein regenerativen Energien: Ein Fluss hört nicht auf zu fließen, Wasser geht nicht „verloren“, wenn seine Bewegung in Strom umgewandelt wird. In Zeiten einer globalen Abkehr von fossilen Brennstoffen spielt die Wasserkraft eine immer wichtigere Rolle. Teilweise versorgt es ganze Länder wie Norwegen mit Energie. In Deutschland Wasserkraft im Jahr 2019 er macht 3,5 % aus – gemessen am Gesamtvolumen, nimmt also eine untergeordnete Stellung ein.
In Deutschland gibt es mehr als 7.000 Wasserkraftwerke
Dem steht jedoch die große Zahl an Wasserkraftwerken in Deutschland gegenüber: Schätzungen zufolge gibt es 7.400 Einheiten. Wie IGB-Forscher jetzt zeigen konnten, ist jedes dieser Kraftwerke eine potenzielle Todesfalle für Fische. Neben Turbinen haben Pflanzen auch andere negative Auswirkungen auf Gewässer. Das Aufstauen von Flüssen verändert den Ablauf des Abflusses und seine Struktur. Das Wasser erwärmt sich, Sedimente bleiben zurück und Lebensräume gehen verloren. Die aufgestauten Gewässer stoßen auch mehr Treibhausgase aus als die ursprünglichen Flüsse.
Bild: Blinkende Datei
Wasserkraftwerke wie das in Lith fordern jedes Jahr das Leben unzähliger Aale. In den Turbinen werden die Fische förmlich zerfetzt.
Für die Fische selbst sind die Turbinen jedoch die größte und akuteste Gefahr. Druckänderungen, Turbulenzen und Scherbeanspruchungen sowie Messerkontakt führen oft zu tödlichen Verletzungen. Im Gegensatz zur Windkraft, bei der sich Luft frei durch den Rotor bewegt, verhält sich Wasser anders. Ein ganzer Lebensraum wird durch die Turbine erzwungen.
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Die Forscher werteten die Daten aus: Jeder fünfte Fisch wird durch Wasserkraft getötet
Bisher waren die Daten zum Fischsterben durch Wasserkraft unklar. Die Forscher Dr. Johannes Radinger (Erstautor der veröffentlichte Studie), Ruben van Treeck und Dr. Christian Wolter haben daher alle Daten und Studien zum Thema gesammelt und ausgewertet. Sie kamen zu dem Schluss, dass jeder fünfte Fisch in Wasserkraftwerken getötet wird (genauer gesagt sind es 22,3 %). Damit sind die 21.000 Anlagen in ganz Europa ein Schlüsselfaktor für den Rückgang von Wanderfischarten wie Lachs und Aal.
Bei Wasserkraftwerken in Deutschland kommt noch ein weiterer erschwerender Umstand hinzu. Nur 436 der mehr als 7.000 Anlagen in Deutschland produzieren mehr als 1 Megawatt Strom; 86 % der Gesamtproduktion können daher auf wenige große Anlagen zurückgeführt werden. Der Rest sind kleine Wasserkraftwerke, an denen aber im Durchschnitt ebenso viele Fische sterben. Zudem sind viele der Systeme veraltet und lassen sich kaum modernisieren.

Bild: DAFV, Olaf Lindner
Viele deutsche Flüsse werden von veralteten Kleinwasserkraftwerken durchflossen. Nationale Fischbestände sind im Nachteil.
„Wir fragen uns, wie Deutschland die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erreichen wird“, sagt Alexander Seggelke, Geschäftsführer des DAFV. „Nach 20 Jahren Umsetzung sind weniger als 10 % der Fließgewässer in Deutschland noch in einem guten ökologischen Zustand und wir sehen keine ernsthaften Pläne der Bundesregierung, dies in absehbarer Zeit zu ändern.“
Quelle: DAFV
Quelle: www.blinker.de