Für Pater Adam Serafin vergoldet in den Kirchen von Gebenstorf-Turgi Hausverbot. Er kontert mit Messen vor der Kirche. Am Dienstag schaut die Polizei in Turgi vorbei, am Mittwoch bleibt es in Gebenstorf ruhig. Heute findet um 19 Uhr der nächste Open-Air-Gottesdienst mit einem Schülerchor in Gebenstorf statt.
Raffael Rauch
Mittwochabend in Gebenstorf: Frühling liegt in der Luft. Die Vögel zwitschern, die Bäume blühen – und Gläubige versammeln sich vor der St. Blasius-Kirche. Um 18.30 Uhr geht’s mit der Rosenkranz-Aktion «Die Schweiz betet» los. Vor der Kirche sind verschiedene Sprachen zu hören: kroatisch, albanisch, polnisch, italienisch, brasilianisch. «Wir sind hier international. Hier kommt die Weltkirche zusammen», sagt Kirchenpflegepräsident Daniel Ric.
Die WhatsApp-Gruppe heisst «unterground(CH)ristian»
Gegen 19.15 Uhr beginnt die Eucharistiefeier. Mittlerweile sind über 40 Gläubiger gekommen, auch junge Menschen und Familien. Sie solidarisieren sich mit Pater Adam Serafin. Bischof Felix Gmür, die Schweizer Salvatorianer und Daniel Rics Kollegen in der Kirchenpflege haben dem polnischen Salvatorianer das Vertrauen entzogen. Für Pater Adam Serafin gilt ein Hausverbot, die Messen feierten seitdem vor der Kirchentür.
Ein junger Mann trägt die Lesung vor.
Der Pater-Adam-Fanclub ist über WhatsApp vernetzt. Die Menschen nennen sich «unterground(CH)ristian», «Untergrundchristen». Das hervorgehobene «CH» verweist auf die Schweiz, dürfte aber auch eine Teildiagnose des Konflikts sein. Denn der Streit in Gebenstorf-Turgi ist auch ein Konflikt zwischen alteningesessenen Schweizerinnen und Schweizern und Menschen mit Migrationshintergrund, die gerne jeden Tag eine Messe feiern.
Die Stadtpolizei Baden rückt am Dienstagabend aus
Pater Adam Serafin sagt zu kath.ch, er halte das ausgesprochene Hausverbot für nicht rechtes. Kirchenpflegepräsident Daniel Ric hält es für eine «Farce».
„Wir hatten eine tolle Ökumene“, sagt Daniel Ric (rechts). Auch der syrisch-orthodoxe Priester Markos Bahnen schaut in Gebenstorf vorbei.
Aus Sicht der Kantonspolizei ist unklar, ob sich das Hausverbot auf die Kirche oder das ganze Kirchengrundstück bezieht. Am Dienstagabend wurde die Polizei erneut alarmiert. Die Stadtpolizei Baden rückte aus, wie ein Sprecher gegenüber kath.ch bestätigte. Ausser Gottesdienst feiernden Menschen habe die Polizei aber nichts vorgefunden, teilt die Kantonspolizei mit. Es sei eine weitere Anzeige wegen Hausfriedensbruchs eingegangen.
Messe am Hohen Donnerstag mit einem Schülerchor
Und wie geht es jetzt weiter? «Wir müssen für unseren Glauben und die wahren Priester einstehen», schreibt einer im WhatsApp-Gruppenchat. Der Pater-Adam-Fanclub darauf hoffen, dass die Menschen bald wieder in der Kirche feiern dürfen. Solange sie das nicht dürfen, wollen sie Gottesdienste im Freien feiern. Fast alle knien zum Hochgebet auf dem nackten Steinboden.
Pater Adam Serafin feiert eine Messe vor der Kirche in Gebenstorf.
Pater Adam Serafin sagt zu kath.ch: «Ich folge den Bitten der Gläubigen. Wenn sie mich gebissen, komme ich.» Für den Hohen Donnerstag steht fest: Es gibt eine Messe um 19 Uhr vor der Kirche in Gebenstorf. Auch ein Schülerchor soll auftreten.
Salvatorianer kritisieren Mitbruder
Wenig Verständnis für Pater Adam Serafins Protest zeigen die Schweizer Salvatorianer. Sie distanzieren sich gegenüber kath.ch erneut von ihrem Mitbruder, der zur polnischen Provinz gehört. «Wir haben Pater Adam Serafin vor ungefähr drei Wochen das Zimmer gekündigt», sagt Pater Karl Meier zu kath.ch. Pater Adam Serafin sei völlig uneinsichtig – doch die Schweizer Provinz kann nichts unternehmen.
© Katholisches Medienzentrum, 14.04.2022
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Quelle: www.kath.ch