Je älter ein Baggersee ist, desto interessanter wird er für uns. Und für die Tierwelt! Nach Beendigung der Arbeiten am Tagebau füllt sich die Grube nach und nach mit Grund- und Regenwasser. Alte Straßen, steile Uferkanten, Plateaus, Sand- und Kiesbänke und Löcher bilden die ersten Strukturen für die entstehenden Fischpopulationen. Manche Baggerseen trocknen nie aus, sie werden mit Baggern „bearbeitet“. Das ist sehr unterschiedlich. Aber was für alle diese Arten von Seen gilt: Wenn sie vom Menschen in Ruhe gelassen werden, verändern sie sich weiter. Und im positiven Sinne werden kleine Rückzugsorte für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten geschaffen! Abgestorbene Pflanzenteile, Blätter und Schwebstoffe setzen sich in Vertiefungen im Boden ab.
Eine natürliche Vorratskammer entsteht. Es wird ein Nährboden für Schlammröhrenwürmer erschlossen, die auf dem Speiseplan der Karpfen eine herausragende Rolle spielen. Sobald die Uferränder mit Schilf, Bäumen und Sträuchern bewachsen sind, finden Flusskrebse und Süßwassergarnelen oft ein hervorragendes „Wohnzimmer“. In den Kiesgruben siedeln sich im Laufe der Jahre ganze Horden von Zebramuscheln an. In großer Zahl haften sie stark an Steinen, Plateaus oder totem Holz, an einem alten vergessenen Bulldozerblatt oder sogar beispielsweise an einem alten Fahrrad, das im See abgelegt wurde…
Bild: T. Steinbrück
Gerade diese Fische machen Baggerseen so attraktiv!
Aufgrund der Vielzahl potenzieller Hotspots kann es für den Karpfenangler schwierig sein, sich für einen geeigneten Spot zu entscheiden. Grundsätzlich können alle Positionen zum Erfolg führen. Hauptsache man hat das richtige Tackle dabei und fischt zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
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Unterwasser-Dschungel
Die Baggerseen, in denen kein Bergbau mehr stattfindet, sind sehr klar. Das Sediment, das durch die Baggerarbeiten entfernt wurde, sinkt zu Boden. Das Licht dringt tief ins Wasser ein, Wasserpflanzen aller Art beginnen zu wachsen. Mit Hilfe eines Schnorchels und einer Brille, eines Aquaskops, eines Echolots, einer Drohne oder einfach einer polarisierten Brille können Sie die Wiesen gut sehen. Schaut man genauer hin, findet man darin Freiräume oder sogar echte „Korridore“. Karpfen nutzen diese „freien Wege“ im grünen Urwald, um von A nach B zu gelangen. Wer solche Stellen findet und dort seine Sammelplätze findet, muss zu jeder Jahreszeit mit Stichen rechnen. Karpfen lieben Gras, das ganze Jahr über! Es gibt ihnen Sicherheit, Ruhe und ausreichend Nahrung.

Bild: T. Steinbrück
Das klare Wasser der Baggerseen bildet einen Dschungel aus verschiedenen Unterwasserpflanzen. Diese produzieren Sauerstoff und dienen Krebstieren und Larven als Deckung. Eine natürliche Speisekammer!
In den sehr heißen Sommermonaten ist jedoch Vorsicht geboten. Wenn Wasser sehr heiß ist, setzt es wenig Sauerstoff frei. Pflanzen produzieren tagsüber Sauerstoff, der Karpfen anlockt. In der Nacht jedoch verbrauchen die Pflanzen den von ihnen produzierten Sauerstoff wieder. Das bedeutet, dass es im grünen Wald zu einem Sauerstoffabfall kommt. Dadurch verlassen unsere Zielfische über Nacht die Region. Am besten fischen Sie tagsüber in Algen und nachts in algenfreien Gewässerabschnitten.
Wenn Sie Ihr Rig ins Gras fallen lassen möchten, verwenden Sie eine geflochtene Hauptschnur! Dieser schneidet später während der Übung buchstäblich das Gras. Verwenden Sie Landeplattformen, bei denen das Blei oder der Stein nach den Angelhaken freigesetzt wird und entweicht. Karpfen, der ohne Gewicht gespielt wird, hat oft die Nase vorn. Mit etwas Glück können Sie den Fisch im Gras durchbohren. Wenn das Zelt trotz allem im Dickicht verschwindet, ist das hängende Gewicht lästig, wenn nicht sogar gefährlich. Es verfängt sich im Gras und kann den Fisch schnell schneiden lassen. Es gibt auch Gewässer, deren Grund komplett mit Unkraut bewachsen ist. Hier kommt man um das Chod-Rig nicht herum!
Berge und Straßen
Erhebungen wie alte Straßen und Hochebenen sind oft von Zebrapanzern betroffen. Eine vollkommen natürliche Speisekammer, wenn Sie so wollen. Auch die Zeltplateaus dienen offensichtlich der Orientierung. Die Fische schwimmen immer wieder auf dich zu. Vor allem im Winter bieten sie Schutz vor kalter Ostluft und ermöglichen es den Fischen, sich schnell und mühelos aus tiefen in flachere Bereiche zu bewegen. Wenn Sie auf einem Plateau fischen, sollten Sie oben und am tiefen Ende fischen. Je nach Wassertemperatur, Wasserströmung und Luftdruck findet man die Karpfen an unterschiedlichen Stellen.

Bild: T. Steinbrück
Muscheln, oder besser gesagt, kleine Haufen zerbrochener Muscheln, markieren interessante Stellen in den Bergen. Aber Sie beschädigen das Kabel!
Ich habe oft gesehen, dass eine Seite des Plateaus besser abschneidet als die andere. Hier ist Experimentierfreude gefragt. Wenn Sie in der Nähe eines Plateaus einen Karpfen spielen, sollten Sie davon ausgehen, dass die Schnur über spitze Steine und Muschelbänke rutscht. Vorgeschrieben ist eine monofile Schlagschnur mit einem Mindestdurchmesser von 0,50 Millimetern; je dicker desto besser. Manche Plateaus sind so unangenehm, dass sie jede Line ruinieren. Eine Unterschwimmermontage ist also die einzige Alternative!
Selbstgebaute UnterseebooteDu kannst U-Posen kaufen oder selbst bauen, das ist normalerweise billiger und total einfach! Tobias hat zwei Varianten für dich: Entweder du verwendest ein Styropor-Ei (oder eine Kugel) oder ein Plastik-Osterei. Beides bekommst du für ein paar Cent in Bastelgeschäften oder online. Rollen Sie das Styropor-Ei einfach zu einer doppelten Affenschicht und schmelzen Sie das überstehende Mono-Ende in das Styropor. Beim Osterei muss darauf geachtet werden, dass das Loch (in das das Plastikauge geklebt wird) gut mit Sekundenkleber verschlossen ist. Sonst füllt sich das Ei. Der Auftrieb kann auf der Wasseroberfläche schwimmen oder einige Zentimeter darunter ziehen. Auf diese Weise wird kein neugieriger Kanufahrer oder Bootsfischer Ihren Platz bemerken. ![]() Bild: T. Steinbrück Sie benötigen Unterschwimmer, wenn das Gras extrem hoch und sehr dicht ist. Die Hauptleitung muss über die Anlagen geführt werden, sonst verstopft sie hoffnungslos. |
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Im Schlamm
Der Kies wird in einigen Baggerseen abgebaut. Nach der Extraktion wird es gewaschen, wodurch die Sedimente ins Wasser getragen werden. Irgendwann, wenn sich der See beruhigt, setzt er sich auf den Grund. Meist handelt es sich um Vertiefungen oder Rinnen, in denen sich über mehrere Jahre eine Schlammschicht bildet. Und Karpfen lieben es, im Schlamm zu buddeln! Wenn auch nur für die Schlammröhrenwürmer. Der beste Weg, diese Punkte zu finden, ist mit einem Stocherstock oder einer Bleilehre. Mit dem Stock lernst du mehr am Boden, weil die Übertragung direkter ist. Mit dem Gurt braucht man etwas Erfahrung: Hängt er immer beim Anheben fest? Sehr gut! Sie haben einen weichen Bereich gefunden.
An diesen Stellen gibt es normalerweise kein Unkraut oder andere Hindernisse. So können Sie relativ sorglos angeln. Köder und Blei sollten nicht zu schwer sein, sonst sinkt alles auf den weichen Grund. Pop Ups, Snowmans oder Wafters sind sehr gut geeignet. Sie legen sich in Zeitlupe auf das Sediment oder schweben darüber. Eine leichte Mine von 60-80 Gramm reicht aus – sie sinkt leicht auf den Boden, der Fisch muss sie aus dem Schlamm ziehen. Dieser Gegendruck reicht aus, um den Fisch sicher zu haken.

Bild: T. Steinbrück
Weiche Sedimente setzen sich oft in Hohlräumen oder Löchern ab. Sie sollten diese Orte immer ausprobieren, da dort Schlammröhrenwürmer leben können.
Am Rande des Baggersees
Die meisten Kiesgruben haben steile Kanten. Karpfen wandern oft im zeitigen Frühjahr, aber auch im Sommer entlang dieser Ufer. Besonders die frühen Morgenstunden sind ideal, um dort aktiv nach Karpfen zu suchen. Mit Polarbrille und beweglichem Tackle kann ich jedem empfehlen, einen Spaziergang auf dem Wasser zu machen. Sie werden klare und trübe Banken finden. Die trüben sind normalerweise ein Zeichen dafür, dass der Karpfen frisst. Auch hängende Büsche, ganze Bäume oder Schilf findet man manchmal am ansonsten kargen und tristen Seeufer. Karpfen besuchen diese Gebiete immer wieder.
Sie haben mehrere Alternativen: Sie können an diesen Orten sofort fischen oder eine Futterstelle einrichten! Eine Grundierung reicht aus, um das Futter auf der Böschung zu verteilen. Halbierte und Partikelboilies sind ideal. Sie haften direkt am „Hang“ und rollen nicht in tiefe Bereiche. Diese Bereiche sind übrigens besonders im Sommer bei Wind an Land sehr gut mit Sauerstoff angereichert. Nutzen Sie diese Tatsache, um aus nächster Nähe erfolgreich zu sein.

Bild: T. Steinbrück
Auch kleine Strukturen, wie Totholz oder Seerosenblätter, locken Fische an die eintönigen Uferkanten.
Baden an Stränden
Die Badestellen sind ein echter Witzbold im Baggersee! Wenn Sie einen See finden, an dem Sie in der Badestelle angeln können, sollten Sie während der Saison nachts dort sitzen. Oder gleich nach dem Baden! Ein Badestrand ist immer unruhig, aber aus diesem Grund auch bei Karpfen beliebt. Von Badegästen besteht keine Gefahr, die Fische lernen es sehr schnell. Der Badende wirbelt den Boden auf, die Karpfen fressen die darin enthaltenen Mikroorganismen. Ich konnte sogar Karpfen zwischen den Badegästen springen sehen. Hier muss nicht grundiert werden!
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Achtung Nebel!![]() Bild: T. Steinbrück Verwechseln Sie „Nebel“ nicht mit einer Trübung vom Essen! Diese verteilt sich über die gesamte Wassersäule. Bei manchen Baggerseen bildet sich am Boden in einem kleinen Bereich eine Art „Nebel“, den man hier oben sehr gut sehen kann. Tobias hatte die Erfahrung gemacht, dass Fische diese nebligen Gebiete meiden. Verwechseln Sie Nebel nicht mit Fütterungsnebel, der entsteht, wenn Karpfen weiche Sedimente aufwirbeln. Fangnebel erstreckt sich mehrere Meter durch die Wassersäule, in seichten Bereichen sogar bis an die Oberfläche. Diese Orte sind sehr heiß, während die Fische den Nebel wahrscheinlich meiden. Wir haben beim IGB Berlin (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) nachgefragt, was das sein könnte. Leider konnte der Ökohydrologe Jörg Lewandowski das Rätsel anhand eines Fotos nicht lösen. Unsere Vermutung, dass es sich um sauerstoffarmes Grundwasser handelt, hält er für unwahrscheinlich: „Grundwasser ist meist klarer als Seewasser. Außerdem gehe ich davon aus, dass der Grundwasserzufluss in einen Baggersee großflächig und nicht punktuell erfolgt. (…) Es wäre notwendig, sich die Situation vor Ort anzuschauen und zu analysieren, wie sie ist (chemische Parameter, mikrobiologische Parameter etc.), aber auch wie die Zusammensetzung des Sediments und das Einzugsgebiet strukturiert sind.“ |
Dieser Artikel erschien zuerst in KARPFEN 4/2020. Hier das aktuelle Thema!
Quelle: www.blinker.de