Die einen sehen das Ende des Massentourismus in seiner jetzigen Form, die anderen glauben, dass die Reiselust weiterhin ausgeprägt bleiben wird. Beim Expertentreffen des Travel Industry Club und der Unternehmensberatung Dr. Fried & Partner in Berlin diskutierte er über die Zukunft der Reisebranche.
Dominik Meier, Gründer und Geschäftsführer von Miller & Meier Consulting, sieht „eine Branche im Umbruch“. Der erwartete Neustart der Tourismusbranche nach der Corona-Pandemie wird durch den Krieg in der Ukraine erschwert. Meier: „Der neue Kalte Krieg erzwingt weltweit einen Rückzug von einer multilateralen zu einer bipolaren Weltordnung. Politiker entscheiden mit über Verhaltensweisen in Bereichen, die vor drei Jahren noch undenkbar waren.“
Meier prognostiziert eine Verschiebung des Reisebewusstseins „vom Naheliegenden zum Luxusgut“ und damit weg vom Massentourismus. Auch der regionale Tourismus erlebe ein Wiederaufleben, denn „kurze Wege und Familienkulturen erhöhen das Sicherheitsgefühl“.
Das gesellschaftliche Leben hat sich in den letzten Jahren stark verändert, sagt Ulrich Köhler, Geschäftsführer des Trendbüros. Laut einer weltweiten Umfrage empfinden 65 Prozent der Verbraucher ihre Verhaltensänderung als normal und dauerhaft. Es sei offensichtlich, „dass sich die Menschen in kleinere Welten zurückziehen“. Sieben von zehn Personen sind davon überzeugt, dass das eigene Zuhause in Zukunft der ideale Ort für soziale Aktivitäten sein wird.
Die Sehnsucht, die Welt zu entdecken, ist jedoch sehr ausgeprägt. 62 % der Befragten weltweit waren sich der Bedeutung des Reisens für ihr Wohlbefinden nicht bewusst, bis Reisen aufgrund der Pandemie nicht mehr möglich waren. Ungeachtet der Ungewissheiten suchen Verbraucher vor allem auf Reisen nach neuen Erfahrungen, so Köhler.
Markus Tressel, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen und Geschäftsführer von Trepublica, fordert mehr Politik als Realität: „Am Ende geht es um das Überleben dieser Branche.“ Die tiefe Krise der letzten zwei Jahre habe bei den Verantwortlichen der Tourismusbranche und Destinationen „ein gewisses Umdenken“ ausgelöst. Nachhaltigkeit ist nicht nur für die Branche notwendig, sondern bringt auch Wettbewerbsvorteile.
Tressel ist überzeugt, dass ein wirklich umwelt- und klimafreundlicher Tourismus „nur in enger Zusammenarbeit mit Politik und Gesellschaft gelingen kann“. Dazu sollen Umwelt- und Klimaziele besser kommuniziert und „Reisende in Sachen Umweltschutz geführt werden“.
Quelle: www.reisevor9.de