Es ist ein Thema, das unter Anglern seit Jahren heftig diskutiert wird: das Bleiverbot. Nun ist es 2022 soweit: Erste Länder und Regionen in Europa haben bereits ein entsprechendes Verbot erlassen. Das Bleiverbot ist seit dem 1. Januar 2022 am Ebro in der spanischen Region Katalonien aktiv und überrascht viele unwissende Fischer. Denn Katalonien nimmt das Verbot ernst und führt strenge Kontrollen durch. Was „Karpie“ gemeldet, auch nächtliche Kontrollaktionen sind keine Seltenheit. Wer ein Bußgeld vermeiden möchte, sollte sich unbedingt vorab über die Verhältnisse in den jeweiligen Gewässern informieren.
Bleiverbot im Ebro: Was steckt dahinter?
Zahlen der Europäischen Chemikalienagentur zeigen, dass zwischen 2.000 und 6.000 Tonnen Blei durch die Fischerei in die Gewässer der Europäischen Union gelangen. Tatsächlich lassen sich jedoch die meisten Bleiverunreinigungen im Wasser auf die Industrie zurückführen. Der Hauptgrund dafür ist das Auswaschen von Blei aus kontaminierten Böden, und gelöstes Blei in Bleimaterialien trägt ebenfalls zur Kontamination bei.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Bleibelastung von Angelschnüren marginal. Denn giftig an Blei ist nicht reines Blei in kompakter Form, sondern gelöste Bleiverbindungen. In sauerstofffreiem Wasser bleibt Blei stabil, in sauerstoffreichem Wasser löst sich Blei langsam auf. In sogenanntem „hartem“ Wasser mit einem hohen Anteil an Calciumhydrogencarbonat und Calciumsulfat bildet sich im Laufe der Zeit eine Schicht aus basischem Bleicarbonat um das Element herum, die in Wasser nahezu unlöslich ist.
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Wasservögel kämpfen mit Angelschnüren
Vielmehr sind Angelschnüre eine Gefahr für Wasservögel. Tiere nehmen ungewollt Blei mit der Nahrung auf: Aggressive Magensäure bei Vögeln baut Blei zu Bleiverbindungen ab. Dieser Vorgang ist für die meisten Vögel tödlich. Nur 2.000 Schwäne sterben jedes Jahr an den Folgen einer Bleivergiftung. In England ist diese Art der Vergiftung die Haupttodesursache bei Schwänen. Daher ist es das Ziel, auf umweltfreundlichere Alternativen zu setzen, um die Ausbreitung von Fangspuren zu minimieren.
In einigen Ländern ist die Verwendung von Angelschnüren bereits verboten oder stark eingeschränkt. Dazu gehören Dänemark, Schweden, Spanien und das Vereinigte Königreich. In den Vereinigten Staaten ist das Angeln mit Blei auch in allen Gewässern verboten, die vom US Fish and Wildlife Service bedient werden. Wenn man sich jetzt die aktuellen Entwicklungen zum Ebro-Blei-Verbot anschaut, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Deutschland nachzieht.
Warum Zeltgurte nicht das Problem sind
Besonders ärgerlich für Karpfenangler: Die verwendeten Gurte sind meist sehr groß, sodass Wasservögel kaum gefährdet werden. Es bleibt abzuwarten, wie die Branche auf das aktuelle Bleiverbot reagiert. Auch Jens Puhle, geschäftsführender Gesellschafter von „Favorite Bait“, sieht darin eine Chance, bittet aber um Geduld. „Wir haben ein Forschungsprojekt mit der Universität Ilmenau und Zulieferern aufgesetzt, um systematisch nach Alternativen zu suchen. Das Thema Portfolioumbau ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Für echte Alternativen müssen wir neben der gesundheitlichen und ökologischen Dimension auch auf Verwendbarkeit und ökonomische Auswirkungen achten, damit der Markt dem Wandel auch folgt. Angeln ist ein Sport für jedermann und soll es auch bleiben. Wenn der Bedienkomfort leidet und die Preise zu hoch werden, droht ein Bleischwarzmarkt mit allen bekannten Risiken der Vergangenheit. Wir wollen mit echten Alternativen zu einem nachhaltigen Wandel beitragen und nehmen dafür eine längere Entwicklungszeit in Kauf. Niemand hat falsche schnelle Lösungen.“
Quelle: www.blinker.de