Das vielleicht meistfotografierte Wildschwein der Welt hat nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt, vor allem für Touristen, deren Zahl in der Münchner Fußgängerzone wieder deutlich zunimmt. Dort, unweit der Frauenkirche, vor dem Deutschen Fisch- und Wildmuseum, thront die Skulptur „Sitzender Wildschwein“, ein ebenso beliebtes Motiv für Erinnerungsfotos wie der wenige Meter entfernte bronzene Wels.
Da es nach dem Tier-Selfie nur noch Touristen und Einheimische ins Museum zieht, weicht die Freude zunehmend dem Frust. Der Grund: Mehrere Bereiche der Dauerausstellung sind gesperrt, mancherorts wirkt es verlassen, viele Tablets in der Abteilung Wasserwelten funktionieren nicht, und an den Medienstationen am sogenannten Waldweg wird das Besucher drücken meist vergeblich auf den Bildschirm, weil die Technik streikt. Museumsbesucher haben ihren Unmut über Bewertungsportale im Internet zum Ausdruck gebracht. Und auch das Museum habe „zwei, drei E-Mails“ mit Beschwerden erhalten, berichtet Direktor Manuel Pretzl, der anmerkt: „Es gibt noch viel mehr gute Kommentare.“
Manuel Pretzl, Direktor des Museums für Jagd und Fischerei, nennt die Folgen der Corona-Krise für sein Haus „dramatisch“.
(Foto: Stephan Rumpf)
Der CSU-Stadtratsvorsitzende Pretzl räumt ein, dass Bereiche wie der Fuchsbau, das begehbare Boot und die bei Kindern beliebten Streicheltiere derzeit wegen Corona geschlossen sind. Für den Fuchsbau werde das auch weiterhin so sein, da er schwer zu desinfizieren sei und es kaum Luftaustausch gebe, sagt der Museumsdirektor. Der Haustierbereich und das Boot hingegen sollen bald eröffnet werden. Der Weiße Raum im Dachgeschoss ist nun wieder zugänglich. Auch dieser Bereich musste für den Abbau einer Sonderausstellung gesperrt werden, sagt Pretzl. Mit Blick auf die Medienstationen bestätigt er, dass das Museum derzeit mit „technischen Problemen“ zu kämpfen habe. Grund dafür sind nicht die Bildschirme, sondern die Chipkarten, mit denen sich Besucher an Waldlehrpfadstationen anmelden können. „Im Moment läuft es nicht gut“, räumt der Museumsdirektor ein. „Aber wir arbeiten bereits an einer Lösung.“
Pretzl will die aktuellen Engpässe nicht als direkte Folge der Pandemie darstellen. Allerdings betont er, dass die Folgen der Corona-Krise für sein Museum „dramatisch“ gewesen seien. Schließlich habe die gleichnamige Stiftung des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums „nur ein sehr begrenztes Finanzvolumen“. In normalen Jahren kommt ein Viertel des Budgets aus Eintrittsgeldern. Folglich hätten die Schließungen „massive finanzielle Auswirkungen auf die Anlage gehabt“, sagte Pretzl. Der Mangel an Schul- und Kindergartengruppen sowie Touristen, alles wichtige Zielgruppen für das 1934 gegründete Museum, das seit seiner Wiedereröffnung 1966 in der ehemaligen Augustinerkirche an der Neuhauser Straße untergebracht ist, erschwerte die Sache zusätzlich.
Infolge von Corona wurden auch alle Führungen ausgesetzt. Jetzt sollen sie „langsam wieder anfangen“, sagt Pretzl. Mehr Besucher, vor allem aus Schulen, will sie für die Sonderausstellung „Plastik im Wasser“ gewinnen, die ab Mitte Mai unter anderem einen Quadratmeter Isarstrand und den darin enthaltenen Müll zeigen wird. Auch mit dieser Show will das Museum für positive Nachrichten und mehr Zufriedenheit bei den Gästen sorgen, auch nach dem Erinnerungsfoto mit Wildschwein und Wels.
Quelle: www.sueddeutsche.de