Salz auf den Lippen, Wind im Nacken, Sonne im Gesicht: Mit wehenden Segeln und Schaum am Bug bringt Sie ein Holzboot über die Lagune von Aveiro. Moliceiros sind die Namen der historischen Seefahrer, mit denen hier früher Algen gesammelt wurden, die die Bauern als natürlichen Dünger auf ihren Feldern verwendeten. Aber das ist Geschichte: Von mehr als 1000 sind nur noch zehn der farbenfrohen traditionellen Boote der Gemeinde Murtosa übrig geblieben. Einer davon gehört Verónica Fonseca, die Ausflüge für Besucher organisiert.
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Einmal an Bord, werden Sie nie wieder gehen wollen. Schwärme von Flamingos suchen in der Lagune von Aveiro nach Nahrung. Mit bloßem Auge können Sie die Tiere sehen, die durch die Untiefen waten, ihre Augen knapp über der Oberfläche. Wie Bartenwale filtern sie mit ihren gebogenen Koksschnäbeln Nahrung aus dem Wasser, aber Vogelfutter ist viel kleiner. Das charakteristische rosafarbene Gefieder entsteht, weil Flamingos Pigmente aus Algen, Bakterien und Krebsen in ihren Federn speichern.
Portugal
Anreise Eurowings fliegt von Stuttgart nach Porto (www.eurowings.com). Mit dem Mietwagen geht es weiter zur Laguna de Aveiro.
Zentral gelegene Unterkunft in Aveiro: Hotel Alfonso V, DZ/F ab 70 Euro, www.hotelafonsov.pt. In einer alten Porzellanmanufaktur: Das Hotel Montebelo Vista Alegre, DZ/F ab 100 Euro, www.montebelohotels.com.
Essen und trinken Sie köstlichen Fisch im Bela Ria in Ilhavo, www.fb.com/RestauranteBelaRia, im Canastra do Fidalgo in Costa Nova, www.canastradofidalgo.pt und im Marina by Luis Lavrador in Gafanha de Nazare, www.marinabyluislavrador.eatbu.com
Aktivitäten Alles über Bacalhau im Ilhavo Museum, www.museumaritimo.cm-ilhavo.pt Traditional Sailing, www.terradeagua.com. Spaziergang durch die Kanäle von Aveiro, www.vivaaria.com
Allgemeine Informationen www.centerofportugal.com HBE
Jetzt, bei Ebbe, sind auch andere Zweibeiner in der Lagune. Die Sandbänke sind das Ziel unzähliger kleiner Boote. Die Fischer sammeln Muscheln und Meeresschnecken, die sie auf den Märkten der Gegend verkaufen, Spezialitäten, die frischer sind als anderswo, und die Aale aus ihren Reusen landen in Dosen, ebenso wie die Sardinen, Makrelen und Tintenfische aus dem Atlantik. Die 1942 gegründete Comur-Fabrik hat heute ein eigenes Museum und verkauft Fischkonserven nicht nur in ihren Showrooms, sondern auch online in die ganze Welt. Das kleine Portugal ist eine Seefahrernation: Vor vielen hundert Jahren fuhren Handelsschiffe nach Afrika, Südostasien und Südamerika und kehrten mit exotischen Waren beladen zurück. Südlich von Porto, in der Lagune von Aveiro, liegt der wichtigste Hafen von Zentralportugal. In Ilhavo setzten die Männer einst Segel, um in der fernen Nordsee Kabeljau zu fischen. „Gesalzen und getrocknet ist Kabeljau lange haltbar, was ihn zum perfekten Lebensmittel für lange Reisen macht“, sagt José Alberto Pequeno. „Ohne Fisch hätten wir Portugiesen niemals die Welt entdecken können.“ Der 66-Jährige selbst verbrachte Jahrzehnte auf dem Wasser, um das Lieblingsgericht der Seenation zu bekommen. Kilogramm Bacalhau, wie der Fisch im Land genannt wird, werden weiterhin verzehrt, obwohl norwegische Fischer auf den Lofoten inzwischen für Nachschub sorgen. Auf Bacalhau wolle niemand verzichten, sagt José Alberto Pequeno: „Man sagt, dass es in Portugal 365 Arten gibt, Kabeljau zuzubereiten, eine für jeden Tag im Jahr.“ Der „König der Fische“ hat viele Bewunderer: Es gibt sogar eine Bacalhau-Bruderschaft. Auch das Schifffahrtsmuseum von Ilhavo ist eine Hommage an den Kabeljau.
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Aveiro ist gleich um die Ecke. Es gibt keine Gondeln in der Stadt, keine Rialtobrücke, keine Touristenmassen. Der von vielen Kanälen durchzogene Ort wirkt noch immer wie ein kleines Venedig. Das ist die Stadtrundfahrt auf dem Wasser. Der Bug des Motorbootes ist zwar nicht mit einer Meerjungfrau geschmückt, dafür aber recht freizügig bemalt – hier herrscht ein ziemlich derber Humor. Aber auch Aveiros Architektur ist einen Blick wert: Weil die Kaufleute von Bacalhau gute Geschäfte machten, konnten sie sich prächtige Jugendstilbauten leisten. Auch das Salz zum Haltbarmachen der Fische kam um die Ecke. In den Sümpfen von Aveiro findet man nicht nur das klassische Meersalz, sondern auch die edlen Salzblumen: Sowohl Köche als auch Konditoren vertrauen auf den Geschmack von Flor de Sal. Doch wer serviert den besten Bacalhau der Lagune? Da spalten sich die Geister. Die Zubereitung braucht Zeit: Der Kabeljau muss mindestens zwölf Stunden in Wasser eingeweicht werden, bevor er gekocht werden kann. In jeder zweiten Kneipe gibt es Bolinhos de Bacalhau, frittierte Kabeljau-Kroketten, als Snack. Jorge Pinhao vom Restaurant Bela Ria hat viele Unterstützer: Er kocht die Spezialität in Tomaten-Paprika-Sauce. Andernorts gibt es Kabeljau mit Kichererbsen oder in Kohlblättern. Im Fischerdorf Costa Nova bringen Leandro Mota und Joana Martins vom Restaurant Canastra do Fidalgo Spezialitäten wie Schwimmblasen und Zungen auf den Tisch. Die Experten von Bacalhau lassen nichts ans Steak kommen, sondern flüstern einem zu, die Bäckchen als Vorspeise zu probieren: Knusprige Pommes sind ein Genuss. Zeit für den Verdauungsspaziergang! Gleich um die Ecke stehen die schönsten Holzhäuser der Küste, strahlend weiß gestrichen wie Badetücher. Von hier aus führt ein Holzbohlenweg über die Dünen zum endlos scheinenden Strand.
Quelle: www.mannheimer-morgen.de