Im Land der Tulpen: Julia Fritzsche studiert in den Niederlanden
Naturbasierte Lösungen
Auf der großen Klimakonferenz in Glasgow im vergangenen Herbst wurden naturbasierte Lösungen gelobt: Städte mit ausgedehnten Grünflächen wie Parks oder begrünten Dächern heizen sich im Sommer weniger schnell auf und haben dadurch ein angenehmeres Klima als Städte mit wenigen Grünflächen. So funktionieren Pflanzen wie eine natürliche Klimaanlage.
Viele Unternehmen sehen in naturbasierten Lösungen jedoch die Möglichkeit, ihre Treibhausgasemissionen beispielsweise durch den Kauf von Wäldern zu kompensieren. Kompensation bedeutet in diesem Fall, dass die emittierten Emissionen durch den vom Wald aufgenommenen Kohlenstoff kompensiert werden. Das ist fatal, denn das Hauptziel sollte es sein, die Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren.
Wiederherstellung ist wichtig
In einem meiner Universitätsprojekte habe ich mich mit dem Wiederherstellungspotenzial befasst, genauer gesagt mit der Wiederansiedlung von Wölfen in Schottland. Denn gerade die großen Raubtiere wie Wölfe wurden in Europa vom Menschen ausgerottet. Dies hat dazu geführt, dass sich die gesamte Nahrungskette und die Landschaft verändert haben. Um das natürliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und die ungezügelte Vermehrung von Beutetieren wie Hirschen zu stoppen, jagen Menschen.
Meine Gruppe und ich konzentrierten uns schnell auf die Faktoren sozialer Konflikte und die Auswirkungen einer möglichen Wiederansiedlung von Wölfen auf die lokalen Gemeinschaften im dünn besiedelten Schottland. Renaturierung in unseren Breiten bedeutet jedoch weit mehr als große Raubtiere und reicht von der Wiederherstellung natürlicher Flussläufe gegen Hochwassergefahr über die Wiederaufforstung von Laubwäldern bis hin zur Renaturierung von Mooren als Kohlenstoffsenke.
Potenzial in der Landwirtschaft
Ein weiterer wichtiger Bereich, in dem wir auf Biodiversität setzen, ist unsere Landwirtschaft. Weltweit wird nur ein Bruchteil der bekannten Arten verwendet. Nur drei Pflanzenarten, Mais, Reis und Weizen, machen mehr als 50 Prozent der weltweiten Nahrungsenergie aus. Auch in Deutschland werden nur 25 Marktfrüchte und 35 Futterpflanzenarten angebaut. Je mehr wir uns jedoch für unsere Ernährung auf Monokulturen verlassen, desto anfälliger sind wir für Schädlinge. Heimische Arten hingegen sind gut an die örtlichen Gegebenheiten angepasst.
Regenerative Landwirtschaft fördert die Bodenqualität und die Wasserspeicherfähigkeit. Und Permakultur, autarke Landwirtschaft sowie ökologischer Landbau schonen nicht nur Ressourcen, sondern sind auch gut für unsere Gesundheit. Kurzum: Gerade in der Landwirtschaft gibt es viel Luft nach oben.
jeder kann etwas beitragen
Ob in der Landwirtschaft, in Städten oder Wäldern: Biodiversität spielt eine immense Rolle, um die Auswirkungen der Klimakatastrophe zu minimieren. Politiker und wir alle stehen vor der Herausforderung, sozial verantwortliche Wege für naturbasierte Lösungen, Wiederherstellung und Veränderungen in der Art und Weise, wie wir unsere Lebensmittel anbauen, zu schaffen.
Übrigens: Wir alle können ganz einfach und direkt zum Naturschutz beitragen: zum Beispiel im eigenen Garten, auf unserem Balkon oder beim Einkaufen.
Quelle: www.idowa.de