Wie ein unsichtbarer Baldachin breitet sich der Duft über die Felder aus. Jedes Mal, wenn eine sanfte Brise die sich öffnenden Knospen raschelt, trägt der Wind einen zarten Dufthauch am Dorf vorbei ins Tal. Der Duft ist rein und fein und wirkt dennoch opulent, honigsüß. Es ist zart, aber fast überwältigend in seiner Intensität. Dieser Duft ist so außergewöhnlich, dass selbst Experten das Vokabular fehlt, um ihn zu beschreiben. Und dabei so charmant, dass es einem fast den Atem verschlägt: Wenn man tief einatmet und den Duft durch die Nase einatmet, kann man die Rosen sogar mit geschlossenen Augen sehen.
AdUnit Mobile_Pos2
Inhalt des Anzeigenblocks_1
Am frühen Morgen sind nur die Felder auf den Hügeln des Kalofer Bauernhauses in Aromen gehüllt. Später scheint es, als ob der Duft der Blumen in jedem Winkel des Tals zu riechen ist, als wäre die gesamte Landschaft mit dem verführerisch süßen Duft übergossen. Als ob das nicht genug wäre, gibt es auch noch eine Dosis Opium fürs Auge. Das leuchtende Rosa der vielen Millionen rosafarbenen Blüten strahlt durch das satte Grün der Buschreihen.
Ein Kilo Rosenöl kostet mehr als 10.000 Euro
Bulgarien
kommen Sie dorthin
Bulgaria Air (www.air.bg) und Lufthansa (www.lufthansa.com) fliegen nonstop von Frankfurt nach Sofia. Nach Kasanlak im Rosental können Sie ein Auto mieten (ca. 200 Kilometer und drei Stunden Fahrt, Preisvergleich unter www.reise-preise.de).
Unterkunft
Eine charmante Pension mit gutbürgerlicher Küche ist das Iliikova Guest House in Kalofer (Doppelzimmer mit Frühstück ab 25 Euro, www.iliikova-kashta.com). Eine zentrale Unterkunft in Kazanlak ist das Roza Hotel (Doppelzimmer mit Frühstück ab 50 Euro, www.hotelrozabg.com). Pools und Spa-Behandlungen gibt es in den heißen Quellen von Pavel Banya im Balneo Hotel DianaMar (Doppelzimmer mit Frühstück ab 90 €, www.dianamar.eu).
Veranstalter
Die Studiosus-Studienreise „Klöster, Berge und Meer“ führt ins Tal der Rosen (zehn Tage inklusive Flug ab 1895 Euro pro Person, www.studiosus.com). Spezialistin Ekaterina El Batal hat sich ganz den Blumen verschrieben (9 Tage ab/bis Sofia ab 1.290 Euro pro Person, www.rosenreise.de).
Aktivitäten
Die Damaszener-Rose blüht bis Mitte Juni. In vielen Städten gibt es öffentliche Ernten. Am ersten Wochenende im Juni feiert Kazanlak das Fest der Rosen (www.rosefestivalkazanlak.com). Im Stadtpark befindet sich ein Duftrosenmuseum (www.muzei-kazanlak.org). Spannend ist ein Besuch der historischen Destillerie Enio Bonchev (nur nach Vereinbarung, www.eniobonchev.com).
Allgemeine Information
www.bulgariatravel.org/deHB
Sobald die ersten Sonnenstrahlen über das Balkangebirge scheinen, schwärmen Bienen und Rosenkäfer aus und leuchten so grün wie fliegende Smaragde. Viele Leute stehen schon. Genauso wie Nikolina Baneva, ihr Bruder Stoil Bachkarov und eine Handvoll Erntehelfer. Ab Mitte Mai wird das eingespielte Team fast vier Wochen lang Morgen für Morgen auf ihrem kleinen Feld außerhalb der Stadt Kalofer verbringen. Kalofer ist ein vom Weltgeschehen vergessenes Nest mitten in Bulgarien, dem ärmsten Land der Europäischen Union. Und doch verbirgt es einen kostbaren Schatz: einen, den Sie atmen können und der so erstaunlich riecht, dass Parfümeure auf der ganzen Welt danach verlangen.
AdUnit Mobile_Pos3
Inhalt des Anzeigenblocks_2
Jeder Rosenstrauch hat unzählige Knospen, die sich im Morgengrauen öffnen. Jeden Tag verwandelt sich das Feld einen ganzen Monat lang in ein Meer aus rosa Blüten. Doch die Sammler haben keine Zeit, das Naturschauspiel zu genießen. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, sagt Nikolina, die sich erst dann eine Kaffeepause gönnt, wenn die vielen Dutzend Schnittblumensäcke im Van auf dem Weg zur Brennerei sind. Da die ätherischen Öle der Rosenblätter bei steigenden Temperaturen verdunsten, ist bei der Ernte Schnelligkeit gefragt. Wenn Sie keine strapazierfähigen Handschuhe tragen, werden Ihre Finger blutig. Stoil zeigt, wie schnell geerntet werden kann.
Pflücken Sie die Blüten mit Daumen und Zeigefinger parallel zu beiden Händen. Die um die Taille gebundene Schürze wiegt drei Kilo. Die Essenz davon sind nur wenige Gramm ätherisches Öl. Aber das ist es eben.
Wo das Balkangebirge und das Sredna-Gora-Gebirge auf wenige Kilometer rücken, liegt das rund 80 Kilometer lange „Tal der Rosen“. Gemäßigtes Klima, windgeschützt, viel Regen im Winter, viel Sonne im Frühling: Seit Jahrhunderten wächst hier die Damaszener Rose. Schon die Römer wussten, dass sein Duft zur Entspannung geeignet ist.
Der größte Teil der Produktion wird von den wichtigsten Parfümherstellern gekauft: Damaszener Rosenöl ist die Basis der besten Düfte der Welt. Andere Sorten können längere Stängel und größere, hell gefärbte Blütenblätter haben. „Aber die Damaszener Rose duftet reiner und intensiver als die anderen Sorten. Seine Blüten sind klein, aber sie enthalten mehr aromatische Moleküle“, erklärt Alexander Draganov. Der Duftspezialist genießt in der Branche einen guten Ruf, weil er Lieferanten fair bezahlt und als einer der ersten auf ökologischen Landbau setzte.
AdUnit Mobile_Pos4
Inhalt des Anzeigenblocks_3
3.000 Kilo Blumen gießen die Mitarbeiter in die Kessel, um am Ende ein einziges Kilo Rosenöl zu erhalten. Das Edelprodukt wandert direkt in den Tresor: Auf dem Weltmarkt kostet ein Kilogramm mehr als 10.000 Euro. Kein Wunder, dass oft gepanscht wird, indem billiges Geranienöl oder aus Hagebutten gewonnenes Wildrosenöl verwendet wird. Ein günstigeres Mitbringsel für Besucher ist Rosenwasser aus eingelegten Blütenblättern. Aber auch das kauft man nicht am Souvenirstand, sondern in der Brennerei.
„Rosenwasser in der Tasche zu haben, kann Wunder bewirken. Wenn ich das in der U-Bahn sprühe, haben selbst die Stursten ein Lächeln im Gesicht“, schmunzelt Ekaterina El Batal. Die in Deutschland lebende Bulgarin organisiert Reisen in ihre ehemalige Heimat, wo sich alles um Rosen dreht. Die Teilnehmer helfen bei der Ernte und verarbeiten die Ernte zu Marmelade und Essenzen. Vor allem bleibt genügend Zeit, den Duft auf sich wirken zu lassen. „Der Versuch, die Magie der Rose mit Worten zu beschreiben, ist genau das: ein Versuch“, reflektiert Ekaterina El Batal. „Man muss seine Magie erleben.“
Quelle: www.mannheimer-morgen.de