Für 9 Euro in den Urlaub fahren: Das Sonderticket für den öffentlichen Nahverkehr kann auch für Reisen genutzt werden, zumal der Ticketzeitraum vom 1. Juni bis 31. August genau in die Sommerferienzeit fällt. So dürfte es für manche durchaus verlockend sein, mit Regio statt Auto oder ICE zu reisen.
Solo: Die Reise ins preislich kaum zu schlagende Urlaubsziel kann so seine Tücken haben. Wir erklären, worauf Reisende achten sollten.
Was ist wichtig bei der Planung einer Reise?
Reine Regionalverbindungen zu finden ist einfach. Auf dem Zugreservierungsportal reiseauskunft.bahn.de, oder prüfen Sie in der Anwendung DB Navigator die Eingabemaske auf „Nur Nahverkehr“. Es werden nur Verbindungen angezeigt, die mit dem 9-€-Schein verwendet werden können; dies wird auch als erste Sicherungsoption angezeigt. Dies gilt für Reisen ab Juni.
Je nach Route werden teilweise mehr oder weniger Wege zum Ziel angezeigt. Einige Tipps zur richtigen Auswahl:
Umsteigezeiten realistisch einplanen: Am besten natürlich gleich in den Urlaub fahren. Wer beispielsweise von Berlin nach Warnemünde an die Ostsee fahren möchte, kann mit dem RE 5 bis Rostock fahren. Die S-Bahn von der City in die Therme ist kein Hindernis mehr.
Wer aber zum Beispiel vom Bayrischen Hof nach Warnemünde fahren möchte, muss zweimal nach Rostock umsteigen.
Man könnte sagen, je mehr Umsteigen, desto größer das Risiko, insbesondere wenn wenig Zeit zum Umsteigen bleibt. Gerade auf stark touristisch genutzten Strecken können Züge zu Stoßzeiten sehr voll sein und Verspätungen können sich schnell summieren, weil das Ein- und Aussteigen an einzelnen Haltestellen länger dauert. Der Anschlusszug könnte dann verschwinden.
Dies sollten Sie bei Ihrer Reiseplanung berücksichtigen und im Zweifelsfall Reisen mit etwas längeren Umsteigezeiten bevorzugen. Oder stellen Sie zumindest sicher, dass Sie es mit folgenden Zügen noch schaffen, wenn Sie einen Zug verpassen.
Tipp: Die Umsteigezeiten können auf der Zugbuchungsseite unter dem Reiter „Zwischenstopps“ angepasst werden. Wer keine Lust auf Stress hat und ein kleines Zeitfenster bevorzugt, kann beispielsweise „mindestens 30 Minuten“ einstellen. Verbindungen mit kürzeren Umsteigezeiten werden gar nicht erst in der Auswahl angezeigt.
Vorsicht auf Touristenrouten zu Stoßzeiten: Wanderer strömen am Wochenende vor allem auf Routen zur Küste oder in Naherholungsgebiete.
Um beim Beispiel Berlin zu bleiben: Regionalzüge an die Ostsee platzten schon mal morgens. Wer mit seinem Gepäck in einen solchen Zug steigen möchte, kann in den Abfluss schauen. „Auf den touristischen Hauptstrecken können die Züge so überfüllt sein, dass man nicht mehr einsteigen kann“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn.
Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, vermeiden Sie diese Routen am besten zu Stoßzeiten, z. B. am Samstagmorgen. Das gilt vor allem für Leute, die ihr Fahrrad mit in den Urlaub nehmen möchten.
Was ist das Problem mit Fahrrädern?
Mit dem Fahrrad sind lange Strecken mit Regionalzügen durch verschiedene Verbunde nicht ohne Tücken. Aus vielen Gründen:
– Möglicherweise können Sie überhaupt nicht klettern. Die Deutsche Bahn wird nicht müde zu betonen, dass die Fahrradnutzung nicht immer gewährleistet werden kann. Konkret rät er: Fahrradreisen im Urlaub vermeiden.
– Kleiner Tipp: In den Reiseauskünften der Deutschen Bahn im Web und über die App können Sie die Option „Verbindungen mit freien Fahrradstellplätzen anzeigen“ auswählen. Es werden nur Züge angezeigt, in denen das Fahrrad mitgenommen werden kann.
– Die Fahrradmitnahme ist im 9-Euro-Ticket nicht inbegriffen. In einigen Vereinen können Fahrräder zu bestimmten Zeiten kostenlos mitgenommen werden, oft jedoch gegen Aufpreis. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel 4,80 Euro pro Tag. Und wenn Ihr eigenes Abo die Fahrradmitnahme beinhaltet, entfällt diese möglicherweise beim Wechsel in den nächsten Verkehrsverbund. Sie sollten es zuerst überprüfen.
– Eine Option für Radler, die in mehreren Verbunden unterwegs sind und sich nicht in den Ärger mit den Einzeltarifen einmischen wollen: die Bahn Rad-Tageskarte. Sie gilt im gesamten Verbund und kostet 6 Euro für einen Tag.
Gibt es Belegungsanzeigen für Regionalzüge?
Viele der bereits beschriebenen Fallstricke ließen sich vermeiden, wenn man wüsste, wie voll die Regionalzüge sein würden. Doch während im Fernverkehr Belegungsanzeigen üblich seien, gebe es sie im Regionalverkehr nur manchmal, sagt Bahnexperte Naumann.
Denn dort ist eine mögliche Auslastung mangels konkreter Buchungsdaten oft nur schwer und bestenfalls anhand von Erfahrungswerten einzuschätzen, während in ICE, IC und EC genauer vorhergesagt werden kann. wie voll ein Zug durch verkaufte Sparpreistickets und Reservierungen sein wird. Wobei auch hier die Belegungsanzeigen nicht immer 100% zuverlässig sind.
Was passiert mit den Kindern?
Kinder bis sechs Jahre reisen in der Regel kostenlos mit der Bahn. Danach benötigen sie einen eigenen 9-Euro-Schein. In vielen Verbünden können Kunden mit ihrer Abo-Karte zu bestimmten Zeiten Kinder bis 14 Jahre oder teilweise auch andere Erwachsene kostenlos mitnehmen; Der Vorteil bleibt während der drei Monate erhalten, in denen das Abonnement nur 9 Euro kostet. Aber nur im eigenen Verein.
Deshalb rät die Verbraucherzentrale NRW: Wer durch mehrere Bundesländer reist, sollte prüfen, ob alle Fahrgäste ab sechs Jahren ein eigenes 9-Euro-Ticket erwerben müssen.
Und der Hund?
Jeder Verein regelt das etwas anders. Generell kommt es laut der Deutschen Bahn auf die Größe an. Wenn Bello größer als eine Hauskatze ist, braucht er in vielen Regionalzügen ein extra Ticket. Sie können kein 9-Euro-Ticket für Ihren Hund kaufen.
Kleine Hunde und andere kleine Haustiere (bis zur Größe einer Hauskatze) können in geschlossenen Behältnissen (z. B. in einer Tierbox) kostenlos befördert werden.
Was ist mit der Gastronomie?
Während die meisten ICE-Züge ein Restaurant an Bord haben, das nicht immer, aber meistens geöffnet ist, haben Regionalzüge, wenn überhaupt, nur Snackautomaten an Bord. Daher ist es eine gute Idee, sich vor der Abreise mit ausreichend Proviant einzudecken.
Auch beim Umsteigen sollten Reisende nicht blind auf die Angebote an Bahnhöfen vertrauen. Vor allem kleine Bahnhöfe verfügen oft nicht über einen Supermarkt oder eine Cafeteria. „Etwas zu trinken sollte an den meisten Bahnhöfen möglich sein, aber etwas zu essen ist manchmal schwieriger“, sagt Karl-Peter Naumann. Das Problem ist, dass man das im Voraus kaum herausfinden kann. Auch auf dem Portal des Bahnhofs „bahnhof.de“ gibt es oft keine konkreten Angaben zur Ausstattung der kleineren Bahnhöfe.
Wie ist der Komfort im Zug?
Im Gegensatz zu Fernverkehrszügen sind in Regionalzügen generell keine Sitzplatzreservierungen möglich. Daher sollten Sie damit rechnen, einen freien Sitzplatz zu bekommen, was besonders für Familien mit kleinen Kindern sehr unpraktisch sein kann.
Wenn Sie eine Premium-Abonnementkarte haben, vergessen Sie nicht: Sie ist nur in Ihrem eigenen Netzwerk gültig. Überfährt der Zug also die Netzgrenze, heißt das eigentlich: Umsteigen in die zweite Klasse.
Kann Gepäck untergebracht werden?
Ja, gerade auf touristischen Strecken, zum Beispiel in Richtung Küsten, seien manche Regionalzüge auch auf große Gepäckmengen ausgelegt, sagt Karl-Peter Naumann. Allerdings gilt je nach Bahn die Regel: Normalerweise ist maximal ein Frachtstück pro Fahrgast erlaubt. Also: ein Passagier, ein Koffer. Es gibt Platz für Gepäck in den Gepäckträgern und unter oder hinter den Sitzen, aber nicht im Gang.
Auch Kinderwagen können im Zug mitgenommen werden. Allerdings kann es zu Stoßzeiten sehr voll werden. Die Deutsche Bahn empfiehlt daher, insbesondere in den Ferien, an Wochenenden und Feiertagen Faltmodelle und Buggys mitzunehmen.
Gut zu wissen, wenn ein Regionalzug kurz vor dem Platzen steht: Kinderwagen sowie mobilitätseingeschränkte Fahrgäste haben beim Bahnfahren Vorrang. Das teilt die Verbraucherzentrale NRW mit.
Kann ich ein ICE-Ticket und ein 9-Euro-Ticket kombinieren?
Mit dem ICE oder IC die Langstrecke zurücklegen und mit dem 9-Euro-Ticket kleine Etappen am Anfang und Ende der Fahrt zurücklegen, das geht. Für den Fernverkehr benötigen Sie ein separates Ticket.
Das kann sich zum Beispiel für Familien lohnen: Die meisten Fernzüge haben Familienbereiche und Abteile für Kleinkinder, teilweise auch mit klappbarem Wickeltisch. Diese Plätze können mit einer Familienreservierung gesichert werden. Es kostet 8 Euro.
Trotz des 9-Euro-Tickets wird Karl-Peter Naumann möglichst nicht im Regionalverkehr unterwegs sein: „Ich nehme lieber den ICE, um den Nahverkehr zu umgehen“, sagt der Ehrenpräsident von Pro-Bahn. „Ich möchte keine überfüllten Züge nehmen, die Verspätung haben und wo die Verbindung nicht funktioniert.“ Im Zweifel akzeptiert Naumann auch größere Entfernungen.
Aus touristischer Sicht ist das 9-Euro-Ticket vor allem für Tagesausflüge zu Zielen mit guten (sprich: möglichst direkten) Verbindungen interessant. „Für die längere Urlaubsreise wird es wohl vor allem von Schnäppchenjägern genutzt werden“, lautet seine Einschätzung. Am Sparen ist nichts auszusetzen. Und mit den genannten Tipps kommen Sie auch für 9 Euro sicher an Ihr Urlaubsziel.
Quelle: www.berliner-zeitung.de