Die Hohenheimer Baumringsammlung ist eines der ältesten und bekanntesten Klimaarchive der Welt und besteht aus rund 35.000 Holzproben. Historische, archäologische und subfossile Aufzeichnungen (Kerne und Scheiben) sind wenige Zentimeter dick und haben einen Durchmesser von bis zu anderthalb Metern. Sie kommen hauptsächlich aus Deutschland, aber auch aus anderen Teilen Mitteleuropas. Einige von ihnen sind Tausende von Jahren alt. Das Besondere: Ihre Jahresringmuster lassen Rückschlüsse auf das Klima ihrer Vegetationszeit zu.
Sechs Jahre dauerte es, die rund 3.000 Kisten zu CEZA in Mannheim zu überführen und ein physisches dendrochronologisches Archiv zu erstellen. Hier werden die Holzmuster fachgerecht gelagert, neu und korrekt verpackt. Im neu eingerichteten Dendrochronologie-Labor werden Forscher damit ihr Alter bestimmen und frühere klimatische und ökologische Entwicklungen rekonstruieren.
Um dies zu ermöglichen, werden nun die Holzmuster gesichtet, bearbeitet und katalogisiert sowie ein einheitliches digitales Datenbanksystem aufgebaut, eine Aufgabe, die noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, da die Hohenheimer Daten noch weitgehend als Tabs oder Textdateien vorliegen.
Warum Dendrochronologie?
Die Dendrochronologie im engeren Sinne ist die einzige wissenschaftliche Methode, die es ermöglicht, das genaue Alter von Subfossilien und historischen Hölzern jahresgenau zu bestimmen. Daher wird es seit Jahrzehnten in vielen Bereichen der archäologischen, kunsthistorischen und geowissenschaftlichen Forschung zur kalendarischen Datierung von Holz mit großem Erfolg eingesetzt. Die Dendrochronologie ist eine der vielfältigsten und aussagekräftigsten Datierungsmethoden und kann wichtige Hinweise auf die geografische Herkunft von Holz liefern und somit zusätzliche Informationen über den Holzhandel und die Handelswege liefern. Darüber hinaus ist die Dendrochronologie im weiteren Sinne eine wichtige Forschungsmethode zur Rekonstruktion vergangener klimatischer und ökologischer Entwicklungen. Es ist eine Konstante in der Paläoklimatologie zur Untersuchung der klimatischen Dynamik der Vergangenheit.
Die Dendrochronologie kann anhand des Jahresringmusters, also der Abfolge von schmalen und breiten Ringen im Holz, das Alter von archäologischen Funden mit Holzresten bestimmen. Solche Materialanalysen sind nicht nur für archäologische Staatsämter interessant, wenn es beispielsweise darum geht, das Alter von Gemälden, Skulpturen oder Musikinstrumenten zu bestimmen, um festzustellen, ob es sich um Originale oder Fälschungen handelt. Darüber hinaus hat sich die Jahrringanalyse in der Bauforschung als äußerst genaue Datierungsmethode für Gebäude und deren Geschichte (Original, An- oder Umbauten, Reparaturen oder Verbesserungen) etabliert.
Die Vermessung von Jahresringen erlaubt nicht nur eine genaue Bestimmung des Holzalters, teilweise jahreszeitengenau, sondern auch die Verknüpfung von Klimadaten. Anhand sogenannter Jahrringchronologien, zu denen auch die anhand der „Hohenheimer Jahrringsammlung“ erstellte süddeutsche Chronologie gehört, werden die Zusammenhänge zwischen Klima und Baumwachstum für verschiedene Holzarten und Regionen untersucht. Auf diese Weise rekonstruieren Wissenschaftler das Klima der letzten Jahrtausende.
Quelle: news.google.com